Zur Beurteilung des Wachstums werden Parameter wie Körpergröße, Gewicht, Kopfumfang gemessen. Die Wachstumsgeschwindigkeit wird aus zwei Messungen der Körpergröße berechnet. Für die Beurteilung der jeweiligen Parameter stehen Referenzkurven (Perzentilenkurven) zur Verfügung. Längenmaße und Gewichtsmaße eines Kindes werden dabei immer gemeinsam betrachtet.
Kinder sollen in den ersten beiden Lebensjahren im Liegen gemessen werden. Die Messung erfolgt in einer Messschale oder mit einem Messstab. Wenn Kinder im Liegen gemessen werden, dann spricht man von der Körperlänge. Ältere Kinder werden im Stehen mittels an einer Wand fest montierten Messlatte gemessen. Werden Kinder im Stehen gemessen, dann verwendet man die Bezeichnung Körperhöhe. Die Messungen sollen zur gleichen Tageszeit durchgeführt werden. Ein Kind, das abends gemessen wird, ist kleiner als am Morgen.
Bei jeder Vorsorgeuntersuchung soll das Gewicht mit entsprechenden Waagen gemessen werden. Für Neugeborene und Säuglinge gibt es spezielle Babywaagen; ältere Kinder werden im Stehen gewogen. Aus dem Gewicht und der Körpergröße kann man den Körpermassenindex/Body-Mass-Index (BMI) berechnen. Der BMI entspricht dem Quotienten aus dem Körpergewicht (in kg) und dem Quadrat der Körpergröße (in m).
BMI = Körpergewicht (kg) : Körpergröße (m)2
Der BMI ist international als Maß zur Definition von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter anerkannt.
Der Kopfumfang ist der Abstand zwischen der Mitte der Stirn des Kindes und dem am weitesten entfernten Teil des Hinterkopfs. Für die Messung des Kopfumfangs wird ein Maßband verwendet. Der Kopfumfang wird in der Regel nur bei Kindern bis zum 2. Geburtstag regelmäßig gemessen.
Die Beurteilung der Körperproportionen (z.B. Sitzgröße, Armspannweite, Ober- und Unterlänge) erlaubt die Beantwortung der Frage, ob der Kleinwuchs proportioniert oder disproportioniert ist.
Kinder wachsen in unterschiedlichem Tempo. Die einen wachsen schneller, die anderen langsamer. Die genetische Veranlagung bestimmt, wie groß bzw. wie klein ein Kind wird. Kinder von großen Eltern werden in der Regel größer und Kinder von kleinen Eltern meistens kleiner.
„Normales Wachstum“ verläuft etwa ab dem 3. Lebensjahr Perzentilen-parallel im elterlichen Zielgrößenbereich. „Normales Wachstum“ ist ein Gradmesser für das Wohlergehen und die Gesundheit eines Kindes. Nahezu jede chronische Erkrankung kann zumindest zeitweise zu einem Wachstumsdefizit führen.
Perzentilenkurven werden auf Grundlage statistischer Erhebungen als Referenzkurven für zahlreiche Parameter erstellt. Es gibt Perzentilenkurven für z.B. Geburtsgewicht/ Geburtslänge, Körperlänge/-höhe, Körpergewicht und die Wachstumsgeschwindigkeit. Die 50. Perzentile wird als Mittelwert (Median) definiert. Liegt die Körpergröße des Kindes auf der 50. Perzentile, dann sind 50 % der gleichaltrigen Kinder größer und 50 % kleiner. Alle Werte zwischen der 3. und 97. Perzentile gelten als normal.
Ein Kleinwuchs liegt vor, wenn die Körpergröße des Kindes unter der 3. Perzentile liegt.
Eine Körpergröße auf der 10. Perzentile ist nach dieser Definition normal. Dennoch kann eine krankhafte Ursache vorliegen. Liegt die familiäre Zielgröße auf der 90. Perzentile, dann ist diese Körpergröße – bezogen auf die familiäre Zielgröße – zu niedrig. In diesem Fall sollen weitere Untersuchungen stattfinden.
Das Wachstum eines Kindes wird mit Perzentilenkurven graphisch dargestellt und mit dem Wachstum von gesunden Kindern aus einer vergleichbaren Population verglichen. Alle vorhandenen Wachstumsdaten sollen in die Perzentilenkurve eingetragen werden. Wachstum und Gewichtsentwicklung werden zusammen betrachtet. Perzentilenkurven sind Bestandteil des Kinderuntersuchungshefts („Gelbes Heft“).
Für deutsche Kinder stehen verschiedene Perzentilenkurven für die Beurteilung des Wachstums zur Verfügung. Es gibt auch Perzentilenkurven für in Deutschland geborene und/oder aufwachsende Kinder türkischer Eltern.
Die Beurteilung der Körpergröße und des Wachstums ist nicht banal. Alle vorhandenen Wachstumsdaten sollen zusammen mit der familiären Zielgröße (Elterngröße) in eine Perzentilenkurve eingetragen werden.
Die Wachstumsgeschwindigkeit beschreibt das Tempo des Längenwachstums. Die Wachstumsgeschwindigkeit wird gewöhnlich in cm/Jahr angegeben. Sie ist der wichtigste Parameter für die Dokumentation des Wachstums und wird aus zwei Messungen der Körpergröße über einen Zeitraum von mindestens 6 oder besser 12 Monaten errechnet. Die 25. Perzentile der Wachstumsgeschwindigkeit trennt normal und auffällig. Eine konstant niedrige Wachstums-geschwindigkeit unter der 25. Perzentile führt zu einem Kleinwuchs.
Die familiäre Zielgröße ist ein wichtiger Orientierungspunkt, um das Längenwachstum des Kindes in Relation zu den Größen der Eltern zu beurteilen. Die Zielgröße sollte immer in die Wachstumskurve eingetragen werden.
Die familiäre (genetische) Zielgröße kann mit einer einfachen Formel nach Tanner berechnet werden:
(Größe der Mutter + Größe des Vaters) : 2 + 6,5 cm (Jungen) bzw. – 6,5 cm (Mädchen)
Beispiel: Größe der Mutter 172 cm und Größe des Vaters 178 cm
Eine Faustformel kann nur ein ungenaues Ergebnis liefern. Dennoch ist sie wichtig, um eine realistische Grundlage für die zu erwartende Körpergröße zu haben.
Um sich ein erstes Bild von der Größe Ihres Kindes zu machen, können Sie im Internet verschiedene Wachstumsrechner benutzen und überprüfen, wo sich die Größe Ihres Kindes in der Wachstumskurve befindet. Das heißt, ob Ihr Kind im Vergleich zu Gleichaltrigen größer oder kleiner oder durchschnittlich groß ist. Eine kleine Auswahl von Rechnern finden Sie unten.
Sie sollten sich aber nicht auf das Ergebnis der Berechnung verlassen, sondern sich mit Ihren Fragen und Sorgen an Ihren Kinderarzt bzw. Ihre Kinderärztin wenden.
Auf den Websites der Fachverbände finden Sie die passenden Expert:innen:
Informationsportal zur Diagnose Wachstumshormonmangel: